Dioxinwerte an der Lübbecker Hauptschule überschreiten Grenzwert / Entscheidung für Börninghausen. Im Zusammenhang mit dem gesperrten Sportplatz in Börninghausen ist die NW auf eine weitere unsanierte Fläche gestoßen. Obwohl seit Anfang der 90er Jahre bekannt war, dass die Laufbahn der Lübbecker Wiehenwegschule belastet ist, steht sie – zusammen mit dem Platz in Börninghausen – bis heute auf der Dioxin-Liste der Bezirksregierung.

Erlaubt sind maximal 1.000 Nanogramm Dioxin pro Kilogramm, belastet ist die Aschebahn des Sportplatzes an der Hauptschule Wiehenweg in Lübbecke mit 1.500 Nanogramm. Damit ist die Belastung verglichen mit anderen Flächen im Kreisgebiet zwar deutlich geringer, liegt aber immer noch 50 Prozent über dem gesetzlich zulässigen Höchstwert.

Die Dioxin-Liste der Bezirksregierung in Detmold belegt zudem, dass der Stadt das Messergebnis seit 1991 bekannt war. Im Gegensatz zu anderen Kommunen hat Lübbecke die Bahn aber nicht saniert. Neben dem Sportplatz in Börninghausen gehört die Aschebahn laut der zuletzt im Herbst 2009 aktualisierten Liste deshalb zu den letzten bekannten Flächen im Kreis Minden-Lübbecke, von denen noch eine Gesundheitsgefährdung ausgehen könnte.

Auf Nachfrage am Dienstag in der Lübbecker Stadtverwaltung sagte Fachbereichsleiter Rolf Kleffmann, er habe durch die Anfrage der NW davon erfahren, dass auch ein Lübbecker Standort noch saniert werden müsse. Der damals gemessene Wert liege zwar deutlich unter dem in Börninghausen. Dennoch wolle man umgehend reagieren.

Die Reaktion folgte am späten Dienstagnachmittag in Form einer Stellungnahme der Stadtverwaltung. Darin heißt es unter anderem: Eine vom Landesamt für Wasser und Abfall NRW 1991/92 in Auftrag gegebene Untersuchung habe für die Laufbahn an der Hauptschule eine Dioxinkonzentration ergeben, die den Richtwert überschreite. Aus einer vorliegenden Einschätzung des Umweltministeriums aus dem Jahr 1991 folge, „dass bei Dioxinbelastungen in diesem Bereich bei sportlichen Aktivitäten auf diesen Flächen keine Gesundheitsgefährdung zu erwarten ist“.

Die Stadt Lübbecke, teilte Sprecher Peter Schmüser weiter mit, habe daraufhin 1992 entschieden, zunächst keine Sperrung der Flächen vorzunehmen. Weiterhin sei später im Zuge von Ausbesserungsarbeiten unbelastetes Material auf die kontaminierte Asche aufgebracht worden.

Seit der Entscheidung, so Schmüser weiter, hätten sich bis heute im regelmäßigen Austausch mit der Aufsichtsbehörde „keine neuen Erkenntnisse und auch keine neuen Bewertungen hierzu ergeben“. Die Stadt Lübbecke werde den aktuellen Fall in Börninghausen jedoch zum Anlass nehmen, um in Zusammenarbeit mit Experten und in Abstimmung mit Fach- und Aufsichtsbehörden „kurzfristig die Lage neu zu bewerten und gegebenenfalls notwendige Maßnahmen veranlassen“.

Der Aschenplatz in Börninghausen bleibt gesperrt und wird im Herbst nicht vom SV Eggetal -Börninghausen für Fußballtraining genutzt werden können. Das teilte der Pr. Oldendorfer Bürgermeister Jost Egen gestern der NW als Ergebnis eines Abstimmungsgespräches mit dem Umweltamt des Kreises Minden-Lübbecke und der Bezirksregierung Detmold mit. „Im Kern kann festgehalten werden, dass im Hinblick auf die sehr ausführlichen Untersuchungsergebnisse des Marsberg Materials durch das Land NRW von den Beteiligten derzeit ein akuter Handlungsbedarf nicht gesehen wird“, so der Bürgermeister.

Unabhängig davon zeigten die Ergebnisse des beprobten Bereiches mit Werten zwischen 10.700 und 126.300 Nanogramm Toxizität pro Kilogramm Trockenmasse nicht unerhebliche Überschreitungen des aktuellen Grenzwertes von 1.000 Nanogramm für Sportanlagen. Die Untersuchung 1991 hatte einen Messwert von 47.000 Nanogramm ergeben, der damals unterhalb des damals gültigen Grenzwertes gelegen haben soll. Die unterschiedlichen Messergebnisse der jetzigen Untersuchung begründete der Bürgermeister mit Proben von verschiedenen Stellen. Die höchsten Messwerte seien auf dem früheren Bolzplatz gemessen worden, der schon länger nicht mehr genutzt werde, aber mit beprobt worden sei.

Wie Egen herausstellte, sei der Sicherheit Vorrang zu geben. Niemand könne ausschließen, dass die vorliegenden Werte keine Gesundheitsgefährdung darstellten. Deshalb hätten sich alle Beteiligten dafür ausgesprochen, die zunächst vorsorgliche Sperrung in dem bisherigen Umfang beizubehalten. Alle Beteiligten seien sich einig, eine möglichst schnelle Sanierung der betreffenden Flächen durchzuführen.

Quelle: Neue Westfälische von Hans-Günther Meyer und Frank Hartmann

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ZWISCHENRUF von Frank Hartmann

Andere Gemeinden haben vorgemacht, wie verantwortungsvolle Verwaltungen sich verhalten, nachdem ihnen ihre dioxinbelasteten Flächen bekannt geworden waren. In Börninghausen und in Lübbecke haben die damals Verantwortlichen auf eine Sanierung verzichtet. Selbst 1997, als das Land NRW dafür eigens ein Programm auflegte und Zuschüsse vergab, ließen sie das Giftzeug im Boden. Bis heute.

Hätte die NW nicht nachgefragt und durch ihre Recherchen offenbar richtig Asche aufgewirbelt (hoffentlich unbelastete), wer weiß, ob die beiden Vorgänge nicht weiterhin in den Aktenschränken geblieben und dort irgendwann verstaubt wären.

In Lübbecke hat die Verwaltung jetzt wenigstens reagiert. Aber in Pr. Oldendorf, wo die Bezirksregierung jedes Jahr gemahnt und sogar eine neue Untersuchung die Belastung bestätigt hat, hielten Bürgermeister und Verwaltung monatelang still – unbeweglich wie Staubfänger.